Alpa Gun – Ehrensache (Review)

Wenn es etwas gibt, das man gerade im Bereich der Rapmusik und -künstler eher selten vorfindet, dann ist das Sympathie. Ein von Grund auf netter Kerl passt auch heute, wenngleich sich hier inzwischen einige Beispiele nennen lassen, noch immer nicht so recht in die klischeeüberladene Vorstellung eines Rappers. Der Berliner Alpa Gun bildete hier schon früh eine willkommene Ausnahme und war, neben der klassischen, harten Straßenschale, im Kern seit jeher einer jener Künstler, die man eigentlich gern haben muss. Rau genug für die Jungs aus dem Viertel und dabei fast schon ein Vorzeigebeispiel für sog. ‚Deutsch-Türken‘, wenn er in seinen Liedern immer wieder seine Verbundenheit zu beiden Ländern kund tut. Nun erscheint mit „Ehrensache“ das dritte Soloalbum und bildet den Anfang nach der Trennung von Sektenmuzik, gefüllt mit 18 Stücken plus weiteren drei Bonus Tracks auf der Premium Edition.

Wie von Alpa Gun nicht anders gewohnt, fließen nach wie vor die unterschiedlichsten Gangarten in seine Musik mit ein und ergeben ein rundes Ganzes. Während „Almanya“ ganz offensichtlich einer jener Tracks ist, auf denen er für Deutsch-Türken spricht, ist „Sind wir nicht alle ein bisschen…“ mit Fler zunächst vor allem ein bedingungsloses Brett von einem Beat, hinter dessen Text jedoch eine ähnlich ernste Aussage steckt: wir alle haben Vorurteile gegenüber anderen und dennoch sollten wir zusehen, dass wir als Gemeinschaft zusammenkommen und uns unseren voreiligen Denkschemata entledigen. Gelungen auch die ruhigeren Stücke „Hauptsache dir geht’s gut“, das melancholisch-ruhige „Habibi Dervis“ sowie „Leb wohl“.

Doch auch die bissige Seite von Alpa Gun kommt immer wieder zum Vorschein. Wenn er auf „Alles war die Sekte“ mit einem prägenden und bedeutsamen Kapitel seiner Laufbahn abschließt etwa und dabei noch eine letzte Abrechnung zum Besten gibt. Oder wenn mit „Hip Hop“ schlicht das Thema angesprochen wird, das uns alle beherrscht. Und natürlich „Was bist du“ – inklusive sido-Seitenhieb und einem wie gewohnt über allen Standards hinweg rappenden Kool Savas, der ein weiteres Mal seine Sonderstellung im Spiel unter Beweis stellt. Das sind Momente, von denen ein ganzes Album profitiert und die in der Summe den Unterschied zwischen einem guten und sehr guten Album ausmachen können.

Weniger gelungene Augenblicke finden sich so dann jedoch auch auf „Ehrensache“ wieder. „Alpa Gun 2012“ mit seinem an die amerikanische Westküste erinnerndes Soundgebilde etwa, fällt zwar in jedem Falle auf, mag aber nicht so recht ins Ohr gehen. Ausbaufähig auch das nur auf der Premium Edition befindliche „Zu Spät“ mit Toolate, dessen Lines noch etwas mehr Raffinesse vertragen dürften (was das gelungene Instrumental jedoch fast wieder wett machen kann). Und auch die auf „Es hört nicht auf“ als Feature agierende Kitty Kat empfindet man als irgendwie unpassend gewählten Gast, was jedoch nicht am an sich guten Instrumental liegt. Überhaupt wurde auf Produzentenebene auf bewährte Namen gesetzt, allen voran Beathoavenz und Synfonikz, welche gemeinsam den Großteil des Albums präsentiert haben.

Mit „Ehrensache“ ist Alpa Gun ein würdiger Nachfolger zum bereits sehr gut aufgenommenen „Almanci“ geglückt, der auf Produzentenebene mit Qualität glänzt und einen wie gewohnt vielseitigen Alpa Gun beherbergt, der – unterstützt durch wenige, aber gute Features – sein ganzes Repertoire zum Besten gibt und über die gesamte Spielzeit hinweg einen durchweg sehr guten Eindruck hinterlässt, der sich auch beim erneuten Hördurchlauf bestätigt. „Meister aller Klassen“ wäre wohl etwas zu hoch gegriffen, aber in jedem Falle einer, dessen Veröffentlichungen ein konstant hohes Niveau erreichen.

Alles in einem können wir euch das Album empfehlen und hoffen, dass ihr mindestens genauso viel beim Durchhören haben werdet.

Alpa Gun – Ehrensache (Review)

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