Azad – „Azphalt Inferno 2“ (Review)

Der Betonanrührer aus der Main-Metropole ist wieder da! Etwas mehr als ein Jahr nach „Azphalt Inferno“ setzt der Bozz nach und liefert 21 neue Tracks, darunter allerdings eine Hand voll Stücke ohne direkte Beteiligung Azads. So bekommt neben Jeyz auch der häufig zu Unrecht außen vorgelassene Chaker sowie Adem einen eigenen Track spendiert. Weiterhin gibt es massig Features, sowohl von den bereits genannten Jungs, wie auch von Manuellsen, Tone, SAW, Juvel, Snaga und Godsilla. Als besonderen Gast darf man, nach Kool G Rap vom ersten Inferno, dieses Mal Francisco begrüßen, der gleich zweimal mit von der Partie ist. April 2010, die Hörerschaft ist bereit, es ist wieder an der Zeit, der Asphalt muss wieder brennen.

Ein Vorhaben, das von Beginn an mit großem Eifer verfolgt wird und schon durch die eingedeutschte 2010er-Version des N.W.A.-Hits „Fuck Tha Police“ mit Navigator und dem übertalentierten Godsilla gut umgesetzt wird. Eine Gemeinschaftsproduktion von Djorkaeff und Beatzarre und die Parts von Azad und Silla fahren gut ein, allenfalls die Hook fällt da etwas ab, kann die anfänglich vorherrschende Freude über Neues aus Krankfurt nicht wirklich trüben.

Neben walzenden Straßenbangern ist Azad aber auch als Meister der Betonmelancholie bekannt, die ebenfalls bereits in der Anfangsphase des Straßenalbums zu finden sind. „Welt des Scheins“ und „So Much Trouble“ sind genau die Tracks, die man von Azad kennt und liebt, wenngleich hier nichts Neues gesagt oder getan wird. Und auch der erste Auftritt von Chaker wird durchaus mit Freuden vernommen. Wer genau hinhört, der kann im Hintergrund längst die sich langsam vorankommende, brennende Lunte hören, die zur nächsten Bombe schleicht – „Bozz Effekt“. Keine Verarsche eines Deodorants, sondern ein ordentlich pumpendes Stück mit Unterstützung von Manuellsen und SAW.

In der Folge herrscht ein reger Austausch zwischen den kompromisslosen Stücken, die verbal ins Gesicht hageln und denen, die unter die Haut gehen. Entsprechend findet sich zu jedem „Drive By Sound“ ein „Immer Wenn Es Regnet“, zu jedem „Kopfschuzz“ ein „Tag Aus Tag Ein“. Lediglich „Rollin‘ Like A Bozz“ mit Francisco und erneut Manuellsen bricht aus dem Soundgebilde aus und verlässt kurzfristig die vom Einsturz gefährdete, verlassene Hochhaussiedlung, ohne seine Wurzeln zu verleugnen. Ansonsten bewegt sich „Azphalt Inferno 2“ im bekannten Rahmen und liefert Ordentliches ab.

Hervorheben kann man dann noch den Auftritt vom Altmeister Tone, den man für „Aufz Maul“ gewinnen konnte und das Album abschließende „Blocktränen“. Die Nachbarsiedlung wurde in Flammen gesetzt, Ruinen zieren die Wege von Azad und seinen Jungs und man kommt zur Ruhe. Man verarbeitet das Erlebte, hat die Zeit ernsthaft nachzudenken und besinnt sich. Dann erlischt auch der letzte Ton von „Azphalt Inferno 2“ und der Hörer wird wieder alleine gelassen. Zumindest bis zum nächsten Großeinsatz.

Als Resümee bleibt demnach festzuhalten, dass am Ende das Cover vielleicht am Besten fürs Album spricht: Azad sitzt, umgeben von zerstörten Bauten, auf seinem nicht mehr neuen Betonthron und wirkt gedanklich in sich gekehrt. Konkret heißt das, dass an der erfolgreichen Formel nichts verändert wurde und an dem festgehalten wurde, was sich bewährt hat. Für ein Straßenalbum ist das bereits mehr als ausreichend und wer Azad und seine Musik schätzt, der wird auch am zweiten Inferno nicht vorbeikommen.

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Azad – „Azphalt Inferno 2“ (Review)

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