Team Avantgarde – „Paradox“ (Review)

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Die Avantgarde, oder auch Vorhut genannt, ist beim Militär ein vorausgehender Trupp, der der Aufklärung dient und als solcher vor allen anderen auf Feindbewegung trifft. Getreu dieser Mentalität schreitet auch das Duo bestehend aus Phase und Zenit voran und ist dem Standard im deutschen Hip Hop stets um eine Nasenlänge voraus. Ein bisschen verworrener und abseits der Asphalt-Massaker, mit kreativem Denken gesegnet und dem nötigen Schuss an Experimentierfreudigkeit, die dieses Team eben ein kleines bisschen anders wirken lassen als den nächsten Punchline-Gott aus dem 5000-Seelendorf von nebenan. Mit dem sechzehn Stücke umfassenden „Paradox“, welches über die Qualitätsinstitution Edit Entertainment erscheint, geht die Geschichte der Berliner Jungs im Jahre 2010 weiter.

Bereits „Absolut“ aus dem Jahre 2007 kam außerordentlich gut bei der breiten und offengesinnten Hörerschaft an und wer bereits damals an der frischen Luft schnupperte, die vom Team Avantgarde versprüht wurde, der kann sich in etwa ausmalen was ihn erwartet. Alle anderen wird auf dem anfänglichen Titeltrack vor Augen geführt, wohin die Reise geht und ob man gewillt ist, den musikalischen Freigeist des Albums in sich aufzunehmen, oder eben nicht.

Unentschlossenen kann man als Hilfestellung „Deinen Namen“ vorspielen lassen. Einen Track, den man so wohl auch der Liebsten vorspielen könnte, spiele sich nicht in der Vergangenheit. Oder man hat ein offenes Ohr für Gris und dessen Mitspiel auf „Guck Mein Drumset!“, zu welchem selbst die werte Mutti mit dem Bein zuckt und für welches in der Tat ganz erlesene Drums ausgepackt wurden. Spätestens nun sollte man sein Kreuz gemacht haben.

„30m²“ ist dann nämlich bereits einer der größten Stücke des Albums und erhält in der Wertung ein einfaches wie ehrwürdiges ‚Top‘ – Zenit produziert den maßgeschneiderten Track und Phase füllt diesen mit seiner wiedererkennbaren Stimme geradezu perfekt aus, eine wahre Glanzleistung. Nicht weniger gelungen auch das abwechslungsreiche „Geträumt – Aufgewacht“ und nicht zuletzt das mit Achtziger-Drums versehene und Erinnerungen weckende „Wunderbare Jahre“. Womit man bereits eine ganze Hand voll überdurchschnittlicher Stücke beisammen hätte.

Hinzu kommen schlüssige Features von Label-Kollegen wie Amewu, Gris oder Wakka sowie Justus und Boba Fettt, die dem eigentlichen Sinn von Gastbeiträgen, ein Album durch ihre Präsenz hinsichtlich Abwechslung und Unterhaltung zu erweitern, nachgehen. Ganz ohne den Fokus dabei von Team Avantgarde auf die Gäste zu legen, so dass stets klar ist, auf wessen Album man sich befindet. Was bei manch von Features überfluteten Album/Mixtape ja schon mal in Vergessenheit geraten kann.

So aber bekommt der Käufer ein unkonventionelles, erfrischendes Album vorgesetzt, das mit seinem Grundtenor zwischen Depression und Aufbruch steht und dies im finalen „Tod – Leben“ symptomatisch wiederspiegelt. Feiert man entweder von Beginn an hart oder mit jedem Hördurchgang mehr und mehr. In jedem Falle ein echter Gewinn. Für die Künstler selbst. Für den Hörer. Und für die gesamte Szene. Demnach: „Paradox“ der Albumtitel, stimmig das Endergebnis.

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Team Avantgarde – „Paradox“ (Review)

2 Gedanken zu „Team Avantgarde – „Paradox“ (Review)

  1. ein echt sehr rundes Album!
    „Absolut“ war auch schon sehr gut,aber Paradox topt es nochmal.

  2. sehr gut!
    man kann sich , ohne zu zögern, alle edit-releases von 2009/2010 kaufen.“paradox“ ist ein knaller!

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