Cres – „Hip Hop Changed My Life“ (Review)

Denkt man an Spanien, so kommt nicht wenigen Deutschen zunächst Mallorca in den Sinn. Lockere Urlaubsatmosphäre, jede Menge Alkohol aus Eimern konsumiert und eine ganze Flut an simplen Mitsing-Liedern, die dort die Discotheken beschallen. Spanischer Rap ist hingegen nur wenigen geläufig und das, obwohl es mehr als nur eine Hand voll hochgradig talentierter Rapper gibt. Einer der vielleicht interessantesten Akteure ist der aus der Hafenstadt Alicante kommende Rapper Cres, der mit „Hip Hop Changed My Life“ dieses Jahr ein Album an den Start brachte, das wertvoller wohl kaum sein könnte. Und somit durchaus als Vorzeigeexempel für handwerklich tadellosen Rap stehen kann, an dem auch Menschen gefallen finden können, die der spanischen Sprache nicht oder nur bedingt mächtig sind.

Nun, was macht diesen Cres so einzigartig? Die Antwort ist ebenso vielsagend wie einfach, er denkt international und beschränkt sich nicht einzig auf die nationale Rapszene. Zwar ist auch er ein spanischer MC wie er leibt und lebt, verschließt sich jedoch nicht vor weiteren Einflüssen, vorzugsweise natürlich aus dem Mutterland des Rap, den Vereinigten Staaten. Belege hierfür sind unter anderem Gastspiele von Mykill Miers, Kev Brown und Termanology, sowie Produktionen von M-Phazes, Illmind und Symbolyc One. Ergänzt durch spanische Features und einige auf englische gerappte Strophen von Cres, die bisweilen nahtlos in seine spanischen Lyrics, die man zum Teil im Booklet nachlesen kann, übergehen.

Vom Klangbild her, lässt sich „Hip Hop Changed My Mind“ bereits mit Hilfe des Intros umschreiben: ein reduziertes Instrumental, wie es zeitloser wohl kaum sein könnte, ergänzt durch Cres‘ feine Zeilen, die seine Liebe zur Kultur deutlich zum Ausdruck bringen. Wird hier das Genick noch vergleichsweise verhalten eingeführt, folgt der erste Belastungstest sodann mit dem von Illmind produzierten „Restless“. Ein Brett vor dem Herrn, verziert durch erlesene Cuts und um einen gut aufgelegten Termanology, bietet alles, was man sich von internationalen Kollabos wünschen kann.

Im Verlaufe des Albums erkennt man immer wieder den ein oder anderen Einfluss und lernt Cres und seine Musik kennen und lieben. „Mi Habitáculo Sobre Ruedas“ ist laut Credits etwa von Neo produziert, könnte jedoch ebenso gut von Erick Sermon stammen, während „Dispersos En El Kaos“ mit treibendem Instrumental zu Werke geht, gefolgt vom positiven Vibe eines „I Love My Life“ mit Thesis, deren Stimme zu gefallen weiß. Die transatlantische Großkollabo mit Mykill Miers, Kev Brown und Elphomega wird zum rohen Stück Rap und endgültig Feierabend ist dann, wenn einer der größten spanischen Rap-Persönlichkeiten auf ein Gastspiel vorbeischaut: Toteking, mit dem ein echtes Kopfnicker-Geschoss vom Feinsten realisiert wurde, welches ein weiteres Mal den Produzentenskills von Symbolyc One geschuldet ist.

Kurz zusammengefasst, lässt sich über „Hip Hop Changed My Life“ nur Positives sagen. Musikalisch in einem kohärenten Rahmen gehalten, gibt es spanischen Rap, der gewürzt wird mit einer Portion amerikanischen Einflusses und ein Album, welches schlicht und einfach Spaß macht. Gerade wer noch nicht allzu viel von spanischem Rap mitbekommen hat, kann dies als Gelegenheit nutzen, um vorsichtig einen Einblick zu erhalten, zumal hier auch hartgesottene Ostküsten-Freunde auf ihre Kosten kommen. Rein hören lohnt sich also unbedingt.

Cres – „Hip Hop Changed My Life“ (Review)

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