Moe Mitchell – MMS (Review)

Deutscher Soul / RnB hat es nicht unbedingt einfach und genießt, trotz unbestrittenen Stimmtalenten, größtenteils ein kleines Nischen-Dasein, welches gerade einmal für einige wenige Features auf Rap-Stücken nennenswert erweitert wird. Moe Mitchell wurde auf eben diese Weise bekannt und zur singenden Stimme von Kool Savas‘ Optik-Regiment, wo er sein durchaus vorhandenes Potential bereits zum ersten Mal ausspielen konnte. Dieses Jahr war es dann endlich an der Zeit, auch auf Albumlänge und gänzlich Solo (keine Features) zu überzeugen, um festzumachen, ob man Moe Mitchell als Künstler auf dem Schirm haben sollte, als einen der wenigen, erfolgreichen Ausnahmen seines Fachs, oder doch nur als einen von so vielen Gesangsparts in Tracks von rappenden Kollegen.

Zumindest die Vorzeichen sprechen eine überaus deutliche, auf Ersteres beruhende Sprache: produziert wurde fast durchweg von Melbeatz, die man ohne Zweifel zu den besten Produzenten in Deutschland zählen darf wenn nicht gar muss, textlich finden sich immer wieder Beteiligungen von Förderer Kool Savas wieder, welcher wiederum den Primus im Bereich Deutschrap stellt. Viel schief gehen kann da eigentlich nicht, möchte man meinen und fühlt in sich zurecht eine gute Portion Vorfreude auf das, was da im Laufe der elf Stücke so ins Ohr gehen wird. Nicht ganz unvernünftig, angesichts eines so bezaubernden Einstandes wie „Alles an dir“, das den Startschuss zu „MMS“ bildet und einen wichtigen Grundstein legt.

So fällt sofort der Hang zum Schönen bei Herrn Mitchell auf. Die angenehm moderne Liebeserklärung „MMS“ oder das sphärische „Stern“ sollen hier nur zwei Beispiele dafür sein, wie aus dem einfachen, aber ungemein tief gehenden Thema Liebe schön ins Ohr gehende Stücke entstehen können. Doch es geht auch anders, wenn für „Meine Stadt“ in eine eher düstere, grau gefärbte Schublade gegriffen wird, die einzig durch die warme Stimme erhellt wird oder wenn das großartig arrangierte „Regen“ bedrückend ruhig aus den Boxen kommt. Das sind in der Tat wunderbare Momente, die der Vorfreude mehr als gerecht werden.

Doch nicht alles ist perfekt an „MMS“. So überzeugt Moe Mitchell stimmlich zwar, dennoch gewinnt man den Eindruck, die wirklich prägenden Elemente des Albums stammen von den durchweg sehr feinen Instrumentalen. Und auch die vorherrschende Themenarmut ist als negativ zu werten. So schön Lieder über die Liebe auch sein mögen (siehe obigen Absatz), auf Albumlänge erhofft man sich einfach noch etwas mehr Abwechslung und Mut zu Neuem. Möglicherweise wären hier sogar ein oder zwei rappende Gastbeiträge sinnvoll und belebend gewesen und hätten dem gesamten Album etwas mehr Kontur verpasst.

Nichtsdestotrotz ist Moe Mitchell mit „MMS“ ein sehr schönes, wenn auch einfach gestricktes Album geglückt, dass erfahrungsgemäß vor allem bei weiblichen Zuhörern für Jubelstürme sorgen dürfte. Bei aller Lobeshymnen sollte dabei jedoch nicht außer Acht gelassen werden, dass hier noch nicht sämtliche Reserven heraus geholt wurden. Vielleicht noch nicht der ganz große Wurf, für ein erstes, kleines Ausrufezeichen reicht es dennoch. Künftig aber bitte mehr Themenvielfalt, damit ein zweites Soloalbum auch wirklich Sinn macht.

Moe Mitchell – MMS (Review)

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