R. Kelly – „Untitled“ (Review)

R. Kelly - Untitled

Dass Robert Kelly zu den gewichtigeren Namen im Musikbusiness gehört, werden wohl die Wenigstens ernsthaft in Frage stellen. Absatzzahlen in zweistelliger Millionenhöhe, die ganze Wand behängt mit Platinauszeichnungen und dann mal eben gekonnt die Brücke geschlagen zwischen urbanem Flair und poppigem Glanz und Glitzer. Der Mann versteht sein Handwerk, welches sich längst nicht nur aufs Singen reduziert und feierte damit zu Recht sensationelle Erfolge. Dennoch wurde es stiller um jenen Künstler, der einst das R aus R&B für sich beanspruchte. Das zeigt auch seine jüngste Veröffentlichung „Untitled“, welche es nicht einmal mehr an die Spitze der US-amerikanischen Charts schaffte.

Dabei verstand es Kelly immer seinen Output den aktuellen Trends anzupassen, um sich und seine Musik aktuell zu halten und setzte auf die Features der Stunde. Hört man sich das neueste Werk an, wird man auch feststellen, dass dies auch hier erneut der Fall ist. Bestückt mit zahlreichen schnellen Nummern und Gastauftritten von OJ Da Juiceman, The-Dream und allen voran natürlich Keri Hilson, deutet alles auf gewohnt gutes Material hin.

Nüchtern betrachtet trifft dies auch zu. Stimmige und vor allem lebendige Produktionen, bei denen die Gefahr heimlichen Wegnickens auf ein Minimum reduziert wurde und ein R. Kelly, der nach wie mir mit großer Stimme gesegnet ist. So kam viel Brauchbares am Ende heraus, etwa „Exit“, das mit Hilfe von Jazze Pha produziert wurde. Oder aber die Uptempo-Ballade „Echo“ mit Jodel-Faktor, die zunächst fragwürdig anmutenden, aber gut ins Ohr gehende Eurodance-Sause „I Love The DJ“ und das zur Bewegung anregende „Supaman High“ mit OJ Da Juiceman. Auch das wunderbar funky gehaltene „Be My #2“ möchte man positiv herausheben und wer Kellz‘ Geschichten a la „Trapped In The Closet“ vermisst, darf sich über „Elsewhere“ freuen.

Wie so oft steckt jedoch der Teufel im Detail. Setzt man sich nämlich genauer mit „Untitled“ auseinander, werden die Makel nur allzu deutlich. Was sich hinter einem Großteil der Stücke verbirgt, ist textlich gesehen auf das Themenspektrum Frau/Sex reduziert. Selbstredend ist das im R&B-Bereich kein Einzelfall, doch wenn ein so talentierter Künstler wie R. Kelly seine Fähigkeiten dafür verschwendet, auf Albumlänge darüber zu singen, dass er den Intimbereich der Holden küssen möchte, dann ist das schlicht Verschwendung von Potential. Auch nimmt das einem ernsteren Stück wie eben „Elsewhere“ oder „Religious“ den Wind aus den Flügeln respektive die Glaubwürdigkeit.

Somit wurde „Untitled“ zwar kein gänzlicher Griff ins Klo und beinhaltet ein paar schöne, wenn auch wenig gehaltvolle Tracks. Gemessen an einstigen Großtaten wirkt das alles dann aber etwas zu farblos und frei von textlicher Raffinesse. Mehr bleibt dann auch nicht mehr zu sagen, außer dass der Sticker für „strong language – sexual content“ hier durchaus gerechtfertigt ist.

R. Kelly - Untitled  (Review)

R. Kelly – „Untitled“ (Review)

Schreibe einen Kommentar

Nach oben scrollen