Diabolic – „Liar & A Thief“ (Review)

Wenn ein Rapper aus Long Island, New York, sein Debütalbum veröffentlicht, dann ist das zumeist kein allzu großer Akt. Ganz anders sieht die Sache dann schon aus, wenn es sich um ein Album handelt, das bereits Features von Vinnie Paz, Ill Bill und Canibus beinhaltet. Und bei dem auch Immortal Technique, der noch dazu das gleiche Label teilt, ein paar Worte zu sagen hat. Siehe da, schon erscheint „Liar & A Thief“ des Rappers Diabolic in einem ganz anderen, weitaus mehr Aufmerksamkeit erregendem Licht. In wie weit diese Aufmerksamkeit am Ende belohnt wird, darüber entscheidet eine genauere Auseinandersetzung mit dem hier aufgefahrenem Material.

Getreu der Biographie eines jeden halbwegs ambitionierten Rappers, fanden auch Diabolics Anfänge vornehmlich in Battles statt, in denen er seine Fähigkeiten erkunden und ausbauen konnte. Das war zu Anfang des Jahrtausends. Nun, das erste Jahrzehnt ist nahezu vorüber, gibt es also das Debüt in Albumlänge. Siebzehn Stücke umfassend und nahezu komplett produziert von Engineer – zugegeben ein reichlich einfallsloser Name – der, soviel sei bereits verraten, ein außerordentlich guten Job erledigt.

So ist es nicht allein Diabolics Talent mit Worten umzugehen und diese ins volle Bewusstsein seiner Hörer zu rücken, sondern auch die Kunst des Produzenten, die das einleitende „Stand By“ zum astreinen Startschuss machen, der mit einer guten Portion Grobheit einstimmt auf ein Album eines Künstlers, der alles andere im Sinn hat, als eine glattpolierte, austauschbare Scheibe für den Mainstream hin zu klatschen. Was auch Immortal Technique imponiert hat und dessen Präsenz auf „Frontlines“ wiederspiegelt.

Überhaupt kann man an Diabolic und seinem Auftreten Ähnlichkeiten zu Technique feststellen. Da wäre das bereits erwähnte Desinteresse gegenüber dem Mainstream. Die Art und Weise, mit der Diabolic das Mic behandelt, nämlich angenehm energiegeladen und voller Einsatz. Und der thematische Kreis, der stellenweise durchaus auch in den Texten Immortal Techniques wiederzufinden ist.

Der Interpret selbst ist jedoch keine Aufziehpuppe, die nur mit namhafter Unterstützung funktioniert, was sein grandioses „I Don’t Wanna Rhyme“ bezeugt. Kompromissloses Nicken mit dem Kopf ist hier die Form der Würdigung dessen, was es auf die Ohren gibt und das wiederum tut man angesichts des straighten Beats sehr gerne. Dem Produzenten darf nur wenig später erneut auf die Schulter geklopft werden: „Not Again“ besitzt nicht einfach nur ein tolles Instrumental, sondern gibt auch der brutalen Stimme von Vinnie Paz ein zu Hause, das an die Künste eines Stoupes erinnert.

Hervorragend gelungen auch der Rahmen für „In Common“, der von Diabolic und dessen Gast, Canibus, bis aufs Äußerste genutzt wird. Aus dem einheitlich gehaltenen Grundriss von „Liar & A Thief“ bricht während der gesamten Spielzeit allerhöchstens das rockige „Riot“ aus. Mit John Otto von Limp Bizkit als Gast verwundert das nun wirklich nicht, dennoch sorgt der von Deadly Hunta in Patois vorgetragenem Refrain für anfängliche Verwunderung.

Kommt man zum Schluss, darf man „Liar & A Thief“ als schönen Happen Rapmusik sehen, der wohl vor allem jenen gefallen wird, denen die Charts am Allerwertesten vorbeigehen und gerne JMT, Immortal Technique oder Vergleichbares hören, womit auch noch einmal die Gästeliste als schlüssig gelobt werden soll. Eine runde Sache und für ein Debüt mehr als ordentlich.

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Diabolic – „Liar & A Thief“ (Review)

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