Manuellsen – M.Bilal Souledition (Review)

Man attestierst Rappern gerne mal, sie seien nicht wirklich musikalisch und im eigentlichen Sinne ja auch gar keine richtigen Musiker. Seit einer Weile schon beweisen uns eine Hand voll Rapper jedoch das Gegenteil, indem sie sich, neben dem aneinanderreihen von Reimen, auch auf dem Gebiet Gesang mehr oder weniger erfolgreich versuchen. Allen voran seien hier Jonesmann und Manuellsen genannt, letzterer veröffentlichte dieser Tage gar mit der Souledition seines Albums „M.Bilal“ einen Langspieler voller Gesangseinlagen und lässt die Rolle des Rappers seinen Gästen (u. a. MoTrip und Nazar), die so noch einen Hauch Rap mit ins Spiel bringen, neben den Produktionen von Juhdee und Kollegen, die hörbar nah am Rap-Geschehen angesiedelt worden sind mit knackigen Drums und genug Bass, um auch im Auto zu funktionieren.

Der Ruhrpottler versucht demnach auf vorliegendem Album einen Seiltanz zwischen den Genres mit Fokus auf die Sparte Soul bzw. wohl eher RnB. Kein leichtes Unterfangen, wie bereits der Beginn mehr oder weniger eindrucksvoll beweist. So ist „Messerstich“ alles andere als ein üblicher Titel für ein Soul-Stück und wirkt folglich in der Umsetzung leicht halbgar, wie auch das verzichtbare weil durchschnittliche Rap-Feature von Vlacho. Besser macht es da Nazar auf dem direkt folgenden „Fliegen“. Zwar wirkt hier alles zunächst etwas überladen, mit der Zeit findet man jedoch Gefallen am schönen Beat und dem Ohrwurm-Potential des Refrains.

Richtig unglücklich präsentiert sich der Pottweiler dann jedoch im Zusammenspiel mit MoTrip auf „Giftig“. Ein reichlich auf Rap getrimmter Beat lässt Manuellschen ordentlich schwimmen, der in der Folge so klingt, als habe er mit dem Instrumental zu kämpfen, während Trip das Ganze mit seinen Reimen weitaus besser macht und das große Debakel verhindert. Auch im weiteren Verlauf des Albums gelangt man an Stellen, die den Eindruck erwecken, es mangelte an Erfahrung als Sänger und Texter (siehe die leicht nervige Hook von „Sternstaub“).

Es gibt glücklicherweise auch Momente, die allen Bedenken bezüglich der Sangeskünste von Manuellsen vergessen lassen. Die Single „Farben“ etwa, die alles richtig macht, was man nur richtig machen kann und das an US-amerikanische Vorbilder erinnernde, auf clubbig getrimmte „Yeahiyeah“, das schnell ins Ohr geht und Platz macht für einen gut funktionierenden, bewegenden Beat, der in Mark und Bein geht. Bedrohlich gut auch Animus auf „Versteck dich“, einem der wenigen dunklen Songs des Albums, dessen Szenario sehr gut funktioniert.

Alles in allem ist die „M.Bilal Souledition“ eine kleine Enttäuschung. Nicht etwa, weil der Rap zu kurz kommt – dies war schließlich zu erwarten. Sondern hängt zum einen mit der für RnB/Soul nicht unüblichen Themenarmut zusammen (fast immer geht es um Liebe und die Huldigung der Frau), zum anderen an der Tatsache, dass zu oft zu viel auf das fast schon vergessene Autotune zurückgegriffen wurde, was dem Album einen unerfreulichen Hauch von T-Pain einhaucht, was Manuellsen bei bestem Willen nicht nötig hat. Lässt man diesen Effekt künftig weg, pickt sich ausschließlich gut besingbare Stücke und erörtert vielseitigere Themen, darf jedoch gerne auch in Zukunft – zumindest kurzzeitig – die Goldkette gegen den Schal getauscht werden. So jedoch etwas zu vorhersehbar und wenig beeindruckend. Schade.

Manuellsen – M.Bilal Souledition (Review)

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