0816 – „Mit Mic Und Seele“ (Review)

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Man versetze sich einmal in die Lage eines Personalabteilungschefs, der von Zeit zu Zeit immer wieder in Vorstellungsgesprächen die unterschiedlichsten Menschen vor die Nase bekommt und entscheiden muss, wer einen souveränen Eindruck macht, die geforderten Qualitäten mitbringt und nicht zuletzt auch auf menschlicher Seite zu überzeugen weiß. Und nun spinne man die Vorstellung weiter und stelle sich vor, man hätte es zur Abwechslung nicht mit Sachbearbeitern, sondern Rappern zutun, die sich um die Gunst des Hörers bewerben. Wie sonst auch gilt es, die gängigen Fragen zu beantworten und zu einem Entschluss zu kommen; kaufe ich das Ganze oder lasse ich es nicht doch lieber links liegen?

Wirft man einen Blick auf den derzeitigen Absatzmarkt, fiel der Entschluss zuletzt wohl meist auf Letzteres. Doch nun kommen die Herren Amazing M, Dobb W und Youngstarr ins Spiel, allgemeinhin wohl besser bekannt unter dem Crewnamen 0816. Bereits der Name verdeutlicht, es hier nicht mit austauschbaren, seelenlosen Menschen zutun zu haben, die nur darauf aus sind, Profit zu schlagen. Und spätestens wenn man Nas und dessen „One Mic“ vom „Stillmatic“-Album nimmt und daraus ein quasi eingedeutschtes Pendant einspielt, wird auch klar, dass offensichtlich auch ansonsten drei vollkommen okaye Leute ans Werk gehen.

Die Liebe zur Sache ist dann auch das tragende Thema vom somit treffend betitelten „Mit Mic Und Seele“. Auf sechzehn Songs verteilt gibt es mal harsche Kritik an, nennen wir es einfach mal beim Wort, Szenehuren und sonstige geldgeile Ausbeuter („Jeder 2te“), schlichtweg intelligente Aussprachen, die dabei helfen sollen, den Kopf, den man ansonsten gerne mal vernachlässigt, wieder einzuschalten und nachzudenken („Irgendwie“ mit Niko Soprano). Aber auch mal recht kompromisslose Ausflüge in den Tanzsaal, wenn mit der nicht nur einmal im Laufe der Spielzeit auftretenden Louisa Lettow „Die Scheisse Geht Ab“ losgelassen wird.

Ein weiterer gern gehörter Gast ist B.E., der ebenfalls gleich zwei Mal zu Wort kommt. Einmal auf „Schlag Alarm“, welches für die geradlinige Art ins Mic zu spucken steht und zum anderen „Roll Mit Uns“. Dass 0816 auch ohne Features funktionieren, beweist dann das bildhafte, dem Alltag entfliehende „Weltreise“, ein Track, der sich besonders bei so tristem Grauwetter dieser Tage bewährt. „Untergrund“ und „Ich Erzähl Dir Was“ sind dann noch zwei weitere Beispiele, für das harmonische Zusammenspiel des Trios.

„Mit Mic Und Seele“ ist ein in sich geschlossenes und stimmiges Album. Sechzehn Stücke, die nie gekünstelt wirken und vor allem im Gesamtbild zu überzeugen wissen. Dazu ein angenehmer Sound, der weder überstrapaziert noch langweilt und drei Herren, die sich in den Jahren der Vorbereitung weiterentwickelt haben, um 2010 letztlich den entscheidenden Schritt zu machen. Gutes Debüt und eine Formationen, von der man in Zukunft gerne weitere Alben hören möchte.

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0816 – „Mit Mic Und Seele“ (Review)

4 Gedanken zu „0816 – „Mit Mic Und Seele“ (Review)

  1. Hab es mir mal angehört und das ist schlichtweg zutreffend was die Review über das album aussagt. Gefällt.

  2. RESPECT…

    HIP HOP DER URSPRÜNGLICHER UND REINER NICHT SEIN KÖNNTE.
    GUT AUSGEWÄHLTE BEATS WELCHE DIE SONGTHEMATIK OPTIMAL UNTERMALEN.
    NAHEZU PERFEKTE REIMTECHNIK UND DAZU FLOWS DIE JEDEM VERGLEICH STANDHALTEN.
    FÜR MICH BISLANG DAS DEBÜT DES JAHRES.

    MEINER MEINUNG NACH: GANZ KLAR PFLICHTKAUF !!!

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