Hörte man früher von ‚Tanzfilmen‘, so dachte man zumeist an altmodische Schinken, in denen sogenanntes „Mumien-Schieben“ praktiziert wird. Spätestens seit dem Film ‚Street Dance‘ änderte sich das und es folgten zahlreiche Filmen selben Schlags. „Step Up“ ist einer dieser Filme gewesen und bot für die Jugend interessante weil aufsehenerregende Tanzmoves auf leicht bekömmlichen Hip Pop und vom Club geschwängerten RnB. Ein zweiter, noch mehr auf die Jugend zielender Film folgte, die Drehbuchautoren schienen jedoch mit ihrer Kreativität am Ende zu sein, so dass es erst die neue Errungenschaft des 3D-Kinos brauchte, um erneut Anlass für einen „Step Up“-Film zu geben, für welchen der passende Soundtrack bereits vorliegt.
Dieser setzt sich in gewohnter Art und Weise aus einer Prise Hip Hop, etwas RnB und jeder Menge für den Club bzw. zum Tanzen animierende Melodien zusammen, die auch ohne die bewegten Bilder des Filmes tauglich sein möchte. Leider gelingt das im vorliegenden Falle nur in den seltensten Fällen und oft genug findet sich selbst dann der ein oder andere Schönheitsfehler. Doch zunächst fungiert der kaum mehr dem Hip Hop zuzählende Flo Rida als Opening Act im Zusammenspiel mit dem dieser Tage kaum umgänglichen David Guetta. „Club Can’t Handle Me“ soll dabei offensichtlich als zugkräftiges Aushängeschild dienen und die Kundschaft anlocken. Schließlich schadet es nicht, einen Track an Bord zu haben, der auch in den Radios auf und ab gespielt wird.
Es folgt mehr oder weniger uninteressantes Material. Angefangen beim halbgaren Titeltrack von Roscoe Dash und T-Pain, der durch den Snap-Musikanten Fabo von D4L ergänzt wird, aber dennoch nicht zünden mag. Über das nur allzu befremdliche „Up“ von Jesse McCartney und bis hin zur ehemals gern gehörten Estelle aus Großbritannien, der es mit Kardinal Offishall nicht gelingt, ins Schwarze zu treffen. Anstatt auf den Dancefloor zu ziehen, schwindet die gute Stimmung allmählich dahin und droht ins Negative zu drehen, gäbe es nicht auch den ein oder anderen Lichtblick unter den 14 Stücken.
Die Auftritte von Trey Sonz und Laza Morgan sind beispielsweise in ihrer Machart durchaus okaye RnB-Stücken, die man sich anhören kann und auch „Shawty Got Moves“ kommt der Vorstellung eines „Step Up“-Soundtracks recht nahe. Die tatsächlichen Highlights kommen jedoch von N.A.S.A und Busta Rhymes. Erstgenannten gelingt mit dem vom „Spirit Of Apollo“ bestens bekannten und somit nicht mehr ganz frischen „Whachadoin?“ samt der großartigen M.I.A., Santigold und Konsorten der erste Stimmungsaufheiterer. Bus-A-Bus hingegen beweist sich als Zimmermann und liefert mit „Tear Da Roof Off“ ebenfalls saubere Arbeit. Die Tatsache, dass der Track allerdings mittlerweile über 10 Jahre auf dem Buckel hat, spricht jedoch eine eindeutige Sprache.
Versöhnlich endet der Soundtrack dann mit Sophia Del Carmen. Deren „No Te Quiero“ gab es in der Vergangenheit bereits mit Akon auf die Ohren, hier nun im Remix mit Pitbull. Ohrwurm-Hook auf Spanisch, Pitbull mal wieder erträglich, hier versteckt sich doch tatsächlich ein Track, der nach dem überwiegend zum Vergessen einladenden Stücken im Vorfeld, zumindest kurzfristig im Gedächtnis hängen bleibt.
Es ist schwierig einen Soundtrack zu beurteilen, dessen Film man nicht bereits gesehen hat. Der OST zu „Step Up 3D“ enttäuscht dennoch in puncto Gesamtbild und transportiert die im Film stets behandelte Lust am Tanzen nur bedingt auf den Silberling. Und dann mit Hilfe von Tracks, die man unlängst sein Eigen nennt. Ernsthafte Rap-Fans verpassen hier rein gar nichts, dem überwiegend jugendlichen Mob aus „Step Up“-Fans wird es dennoch reichlich egal sein und das Ganze blind kaufen respektive feiern. Schade, ein richtig guter Film mit richtig gediegenen Rap-Tracks wäre in der Tat wieder mal eine feine Sache. So aber nicht.