Baba Saad – Abgelehnt (Review)

2012 ist das Jahr nach EGJ – ähnlich wie der ehemalige Label-Mate Bizzy Montana, ist auch Baba Saad nicht mehr unter dem einstigen Vorzeigelabel und geht seinen eigenen Weg mit dem eigens gegründeten Label Halunkenbande. Kein Jahr später folgte mit „Abgelehnt“ nun Album Nummer Zwei, welches bereits vor geraumer Zeit aufgenommen, zur damaligen Zeit von ersguterjunge jedoch nicht veröffentlicht, abgelehnt, wurde – daher der Albumtitel. Ob diese Entscheidung seinerzeit gerechtfertigt war oder nicht, soll nun die Hörerschaft selbst entscheiden und bekommt zu den 12 Stücken noch vier Bonustracks geliefert, die für zufriedene Ausdrücke in den Gesichtern der Käufer sorgen sollen.

Nun, es erübrigt sich, noch große Worte über einen Künstler zu verlieren, der lange Jahre an der Seite von einem der bekanntesten (und erfolgreichsten) deutschen Rapper verbrachte und in dieser Zeit selbst Erfolge verbuchte, von denen viele ihr Leben lang nur träumen können. Weshalb es sogleich ans musikalische Eingemachte geht, welches von der Grundessenz vieles mit vorherigen Veröffentlichungen gemein hat. Saad ist noch immer der, der er schon immer war. Mit charismatischem Akzent in der ohnehin schon wieder erkennbaren Stimme und einen gut bekömmlichen Mix aus Straßenproletariat und melancholisch erzählenden Stücken, wie das einläutende „BKA“ bestens beweist.

Was im Vergleich zu den ‚großen‘ Veröffentlichungen fehlt, sind lediglich die namhaften Feature und die hochwertigen Produktionen. Diese haben zwar auch auf „Abgelehnt“ noch ein durchaus überdurchschnittliches Niveau, schaffen es jedoch nicht, sich über einen längeren Zeitraum in das Gedächtnis der Hörer zu brennen. So gefällt der Straßengottesdienst „Lieber Gott“ oder das etwas zu oberflächlich in die Kritik gehende „Herr Abgeordneter“ durchaus auf Anhieb, aber spätestens am Ende der Spielzeit kann man sich kaum mehr erinnern, was denn vom eben gehörten Album gut war und was nicht. Daran ändern auch das textlich wirklich gute „Das Volk“ nicht viel, wenngleich man diesem das Prädikat ‚Nettes Ding‘ anhängen kann.

Für Kopfschütteln sorgt Baba Saad dennoch nur selten. „Bei den Gangsters“ oder „Meine Fans“ sind zwar nicht berauschend, in ihrer Machart zwischenzeitlich vielleicht sogar altbacken bis altmodisch, trüben den ansonsten ordentlichen Eindruck des Albums kaum. Lediglich „Untergrund“ fällt überaus negativ auf und verwirrt mit einem aus komischen Gedudel bestehendem Beat, der in eine zäh ins Ohr gehende Hook übergreift und so zum beispiellosen Negativhighlight der gesamten Spielzeit wird. Hinzu kommt der Umstand, dass thematisch nichts wirklich Zwingendes zur Sprache gebracht wird. Textliche Raffinessen sucht man hier zumindest vergebens.

Interessant wird es dann noch einmal am Ende des Albums, wenn die Bonushäppchen ins Spiel kommen. Dem achtbaren Banger namens „Halunkenparty“ folgt das richtig gut gehende „Mehr als verdient“ mit dem dieser Tage so umtriebigen wie begeisternden MoTrip, der den Song erst auf sein letztliches Niveau anhebt. „Es tut mir Leid“ mit einem unrund wirkenden Refrain von einer gewissen Marcella McCrae kann da nicht ganz mithalten, taugt aber und räumt den Weg für das abschließende Großfeature mit einer vielzahl Bremer Nachwuchskünstler, betitelt nach bavarischen Edelkarosse BMW.

„Abgelehnt“ ist ein mittelprächtiges Album, das über kurz oder lang vergessen werden wird. Schuld daran ist der Mangel an eindeutigen Argumenten. Die Instrumentale sind weitgehend gut, Saad gibt sich spürbar Mühe, um zumindest auf technisch akzeptablem Level zu reimen und trotzdem vermisst man Neuerungen, Entwicklungen, irgendetwas, das in großen Lettern für dieses Album spricht. Einer Erfolgschmiede wie EGJ war dies wohl zu wenig, weshalb die Entscheidung, vorliegendes Album nicht zu veröffentlichen, zumindest nachvollziehbar macht. Freunde von Saad und dessem Stil sollten sich davon jedoch nicht abhalten lassen und es nehmen, wie es ist: mittelprächtig.

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Baba Saad – Abgelehnt (Review)

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