Wenn deutsche Reime auf englische Lines treffen, dann handelt es sich in der Regel um eines der seltenen Zusammentreffen von amerikanischen Rappern und nationalen Wortakrobaten. Nicht so im vorliegenden Falle. Dexter, der vor allem als geschmackssicherer Produzent auf sich aufmerksam machen konnte und sich hier auch als Rapper erweist, als auch dessen englischrappendes Pendant Maniac, kommen beide aus dem beschaulichen Regensburg und sind über die Booth hinaus befreundet. An mangelnder Sympathie füreinander mag vorliegendes Projekt daher schon mal nicht scheitern und auch die wohlbekannte Wortsport-Schmiede versprach bislang stets qualitativ Hochwertiges (man denke nur an die Freidenker und Fleisz).
Für „Raw Shit“ schraubte man achtzehn Anspielpunkte und sicherte sich Gastspiele von Keno, besser bekannt als Teil der Münchner Creme Fresh, und Jaques Shure, welchen man noch in bester Erinnerung vom Fleisz-Album hat. Als musikalischer Rahmen dient der sowohl von Dexter als auch Maniac bevorzugte Soundentwurf, der noch mehr mit Jazz gemein hat, als mit der Großraumdiscothek und das Gütesiegel BoomBap zurecht für sich beansprucht.Womit das zu erreichende Klientel auch gleich grob eingegrenzt wird. Von dieser Seite her also keine Überraschungen zu vermelden.
Auch die inhaltliche Komponente wird genährt mit dem schlichten, aber doch immer wieder herhaltenden, weil irgendwo doch Sinn machenden Thema HipHop – was auch sonst? Im Klartext heißt dies, dass die Kultur im Vordergrund steht und um kleine Ausflüge ins Grün bzw. in den Jazzclub ergänzt wird. Nicht wirklich innovativ, aber das möchte das Ganze vermutlich auch gar nicht sein. Stattdessen möchte man dem, nun ja, rohen Scheiß folgen und ebendies dem Konsumenten vorsetzen, was auch sehr gut gelungen ist. Kompromisslos, geradlinig und klar.
Die Vortragsweise der beiden Jungs bewegt sich im selben Milieu. Während man in Dexter stets mehr den Produzenten denn den Rapper sieht, schlicht weil die Talente ebendort vermehrt verteilt wurden, dabei aber dennoch ordentliches zu Stande bringt, ist Maniac durchaus sicher im Englischen unterwegs. Da machen sich die in den Staaten verbrachten Jahre bezahlt und umschiffen so die eingeprägte Vorstellung (die oft genug der Realität entspricht) vom amateurhaft vorangehenden Deutschen, der sich mit halbgarem Schulenglisch als Rapper versucht.
„Raw Shit“ ist ein Vergnügen für all jene, die auf Schnörkel und große Innovation verzichten können wenn nicht gar wollen. Während mancher Rap-Kollege mittlerweile ganze Orechster für die Instrumentalisierung beauftragt oder dem neuen Trend der Stunde hinterherrennt, konzentriert man sich hier aufs Wesentliche. So dass das Album letzten Endes im Rahmen seiner Möglichkeiten mit das Beste herausholt und zu überzeugen weiß, ohne für einen Sturm der Begeisterung zu sorgen. Spaß macht es aber allemal.