Nazar Vs. RAF Camora – „Artkore“ (Review)

artkore

Art, das englische Wort für Kunst, ist ein durchaus gut gewähltes Wort im Bezug auf dieses Album. Nicht nur hinsichtlich der Musik, die die beiden hierauf abliefern, nachdem sie in der jüngeren Vergangenheit bereits positiv auf sich aufmerksam machen konnten. Sondern auch die optische Aufmachung verdient Applaus. Das Cover begeistert bereits durch einen verschwommenen Mix aus Realität und comicartiger Auslegung. Und auch der Rest des, in diesem Falle viel zu kurzen, Booklets ist für die Augen eine schöne Sache. Da könnte man glatt für einen Moment vergessen, womit man es hier eigentlich zutun hat, nämlich mit einem Kollaboalbum aus der Hauptstadt Österreichs.

Sowohl Nazar als auch RAF Camora bewiesen bereits, dass sie es verstehen, den Hörer mit ihrer Musik zu unterhalten. Auch ist es längst nicht das erste Mal, dass man beide Künstler auf einem Song zu hören bekommt. Die Zusammenarbeit zwischen den beiden funktioniert also, kann also eigentlich kaum mehr etwas schief gehen. So geht es dann mit „Wo Du Nicht Bist“ und der Ego-Schiene gleich ohne große Umwege los, als hätten beide Akteure nie etwas anderes gemacht, als gemeinsam zu reimen. Das passt als Einstand, bietet aber inhaltlich noch Luft nach oben.

„Killabizzz“ bietet daraufhin zumindest produktionstechnisch Erwähnenswertes und klingt in der Tat so, als habe man für jenen Beat einen ganzen Bienenstock in die Booth gepackt. Nun fangen auch die Akteure an ihre Asse aus den Ärmeln zu ziehen. „Unsterblich“ ist beispielsweise ein klasse Stück, das zwar erahnen lässt, wieso Nazar als österreichischer Bushido betitelt wird, ist in diesem Kontext jedoch alles andere als negativ gemeint. Hier stimmt die Atmosphäre und „Artkore“ blüht immer mehr auf.

Auch „Immer Mehr“ mit Melodee als Gast ist schön verwirklichte Musik, bei der der werte Zuhörer fürs Hinhören belohnt wird und einen Text der ernsteren Sorte auf die Kopfkino-Leinwand projiziert bekommt. Weitaus gelöster geht es dann mit K.I.Z.lern Maxim und Tarek und als redseliges Quartett nennt man sich mal eben „4 Sterne Deluxe“. Von jetzt an wird noch einmal richtig Gas gegeben und bis zum Schluss hochkarätiges Material präsentiert, das in seiner Gesamtheit einfach passt.

Sei es das ehrlich geratene „Zeitgeist“ mit der tiefen Stimmlage eines Sprachtot und wahren Worten bezüglich Big Brother beispielsweise, das überraschend gute „Hör Mal, Wer Da Hämmert“ mit Fler aka Frank White oder die das Schlussduo bestehend aus „Wer Wir Sind“ und „Reich & Schön“. Wodurch man nur unschwer feststellen wird, dass „Artkore“ besonders in der Endphase die Kohle aus dem Feuer holt und sich beim Hörer als gelungenes Album verabschiedet.

Zwar wäre es an dieser Stelle mehr als übertrieben von einem Meilenstein zu reden. Dennoch beweisen RAF Camora und Nazar, dass beide sehr gut miteinander können und Wien aus raptechnischer Sicht in diesen Tagen eine wahre Macht ist. Diese Feststellung und das hervorragende Ende der insgesamt sechzehn Stücke führen zu einem insgesamt stimmigen Album, bei dem man als Befürworter deutschsprachigem Raps nur wenig falsch machen kann.

artkorereview

Nazar Vs. RAF Camora – „Artkore“ (Review)

Schreibe einen Kommentar

Nach oben scrollen