Tillit – Veto (Review)

Aus Berlin-Mitte stammend, präsentiert uns Tillit mit „Veto“ ein Soloalbum, welches mit sage und schreibe einundzwanzig Anspielpunkten schon zu den größeren Kalibern in Sachen Umfang zählt und soll dabei helfen, sowohl Tillit selbst als auch das noch recht unbeschriebene Label TWT im Lande bekannt zu machen. Auf dem kaum Licht spendenden Dachboden sitzt er da, manifestiert seine Gedanken, um diese dem Hörer nur wenig später in aller Ausführlichkeit mitzuteilen. Diese Vorstellung, angetrieben durch das stimmungsvolle Cover, hat etwas und sorgt fast schon für so etwas wie vorsichtige Vorfreude ob der Dinge, die „Veto“ so bereit hält.

Das leicht futuristisch daher kommende Intro lässt dabei zunächst noch offen, was genau man von Tillit und dessen Werk zu erwarten hat. Doch schon wenig später bekommt man reichlich Gelegenheit, sich ein Bild zu machen von dem Herren, der vom Yuppie bis zum Motzer offenbar mehr als nur eine Fassette zu bieten hat. Da wäre das an sich nette „Als ich noch ein Kind war“ mit allerlei Erzählungen aus der Kinderstube, welches jedoch durch ein nur schwer erträgliches Feature von einem gewissen Derik angeschmiert wird, da dieser wie eine angestrengt klingende Kreuzung aus MC Basstard und Tony D klingt. Und da wäre „Der Heiland“, auf welchem Tillit nicht mit Kritik an den heutigen Medien spart.

Im folgenden offenbaren sich jedoch mehr und mehr Schnitzer, die aufgrund der doch recht langen Spieldauer stark hörbar ins Gewicht fallen. Da wären zum einen die Beats, die an sich taugbar sind, aber die man so auch jederzeit anderswo aufs Ohr gedrückt bekommt. Da wäre der etwas blasse Eindruck von Tillit selbst, der einem bis zuletzt nicht richtig sympathisch werden will, tief verstrickt zwischen Schizophrenie und Wahnsinn, der in dieser Form jedoch mehr anstrengt als unterhält. Und da wäre nicht zuletzt auch der bestehende Eindruck, man habe hier nicht alle Ideen konsequent genug herausgearbeitet. „Bittere Tatsachen“, „Tief im Westen“, „Fussballfan“ oder „Mein Lieblingsladen“ sind im Ansatz durchaus klar gehende Tracks, aus welchen man so viel hätte machen können. Stattdessen verlieren sie sich in den Tiefen der Tracklist ohne Aussicht auf baldige Wiederkehr.

Es geht hier weniger darum, Tillit sein Können als Künstler schlecht zu reden, als vielmehr darum, offensichtliche Mängel auszusprechen, die es in naher Zukunft zu beheben gilt. Denn mit etwas länger haftenden Instrumentalen und klarer umgesetzten Themen hätte man hier einen ambitionierten Berliner vor sich, der sich von den Wesenszügen seiner Kollegen klar abhebt und hervor sticht. „Veto“ liefert hier zum gegenwärtigen Zeitpunkt nur leider schlicht zu wenig Argumente, weshalb man sich der ganzen Sache widmen sollte. Wäre es doch zu schade, wenn solch ein interessanter Charakter wie Tillit wieder in der Versenkung verschwinden würde.

„Veto“ ist, das muss man an dieser Stelle ausdrücklich betonen, kein schlechtes Album. Es zeigt viele gute Ansätze, auf die sich künftig aufbauen lässt und bringt einen Künstler ins Spiel, den man so nicht aller Tage zu Ohren bekommt. Jedoch erkennt man gerade trotz dieses vorhandenem Potentials, dass hier noch viel zu tun ist, ehe man wirklich aus den Vollen schöpft. Sollte dies in naher Zukunft gelingen, darf man sich auf einen interessanten, undurchsichtigen Tillit freuen, der mit reichlich Kreativität gesegnet, der deutschen Rapszene ein paar willkommene Akzente hinzufügt. Ausbaufähig.

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Tillit – Veto (Review)

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