Cypress Hill – „Rise Up“ (Review)

Als Künstler im Rap-Spiel, kann man bisweilen noch so erfolgreich sein, der große Wurf auch außerhalb der eingeschworenen Gemeinde bleibt aus. Gelingt er, so entsteht nicht selten ein gewagtes Tänzchen mit dem Teufel, da sich altgediente Veteranen der Hörer nur in den seltensten Fällen mit den neu hinzuströmenden Fanmassen bzw. der Tatsache, dass sich der Sound, zumindest in deren Augen, wandelte hin zu einem massenkompatibleren Klangbild. Da bildet Cypress Hill fast schon die Ausnahme, feiert man doch schon seit bald zwanzig Jahren nicht nur immense Erfolge, ohne sich selbst in seelenloser Musik zu verlieren und ist nicht selten das tragende, für einige vielleicht gar einzige, Bindeglied zwischen Hörern anderer Musikrichtungen und Rap.

Einen weiteren Beleg für die Bedeutsamkeit von Cypress Hill bedarf es somit bei bestem Willen nicht mehr. Auch sprechen die Absatzzahlen in zweistelliger Millionenhöhe Bände über die Fähigkeiten von B-Real, Sen Dog, Muggs und Eric Bobo. Die Frage die es folglich zu stellen gilt, ist eine andere. Nämlich die, wie zwingend der vor Jahren gehegte Soundentwurf heute noch klingen kann. Ob man es nach wie vor fertig bringt, zu begeistern wie einst, oder auf dem doch arg durchschnittlich geratenem Niveau des letzten Studioalbums „Till Death Do Us Part“ hängen zu bleiben und sich, wie zuletzt, mehr den eigenen Solokarrieren zu widmen.

„It Ain’t Nothing“ eignet sich dann sogleich als stimmiges Exempel, bei dem alles stimmt. Eine tributzollende, kurz gehaltene Einleitung und der von B Real Höchstselbst inszenierte Beat treibt sich an um die energische Unterlage für die Reime von Sen Dog, Feature Young De und B selbst zu bieten. Und auch wer die rockige Note des Zypressen Hügels vermisst, darf mit dem Titeltrack vorlieb nehmen, der einem Lil Wayne aufzeigen sollte, wie man die Komponenten Rap und Rock sinnvoll und vor allem für den Hörer attraktiv vermischen kann.

Bekanntermaßen pflegt das Cypress Hill-Movement auch ein äußerst harmonisches Verhältnis zu grünen Pflanzen und auch auf „Rise Up“ kommt der grüne Daumen wieder zum Tragen. Zum einen etwa auf dem vor allem live sicher bestens funktionierendem „Pass The Dutch“ mit dem Alchemisten und Evidence. Zum anderen „K.U.S.H.“, das ebenso durch die Freude am Konsum transportiert ohne ins niveaulose zu driften, was nicht zuletzt auch an den hervorragenden Beats liegt, die dieses Mal vornehmlich nicht von Muggs selbst kommen.

Der deutlich gesetzte Höhepunkt der Platte findet sich in „Carry Me Away“. Nicht nur bekommt man hier die mitunter tiefsinnigsten Texte des ganzen Albums auf die Ohren, auch die Beteiligung von Linkin Parks Mike Shinoda weiß zu überzeugen, sowohl in Form des Produzenten als auch hinter dem Mic. Insbesondere die Hook ist überaus gelungen und bietet ein nicht von der Hand zu weisendes Ohrwurmpotenzial. Zu guter letzt soll auch das mit Everlast eingespielte „Take My Pain“ erwähnt werden, das ein weiteres gelungenes Feature von „Rise Up“ darstellt.

So richtig trüben kann den liebgewonnenen Eindruck über „Rise Up“ folglich nichts. Ein wenig am Lack kratzen ist aber dennoch drin, wenn etwa Tom Morello, nach Beteiligung auf zuvor gelobten Titeltrack, ein weiteres Mal ins Geschehen eingreift und mit „Shut ‚Em Down‘ die Gemüter des ein oder anderen Rap-Hörers überstrapaziert. Was im Gesamteindruck jedoch nicht allzu sehr ins Gewicht fallen und beim Kauf des Scheibe keine tragende Rolle spielen sollte.

„Rise Up“ ist gemessen an „Till Death Do Us Part“ ein weitaus fähigeres Album. Mehr vom ohnehin vorhandenen Leistungspensum des Quartetts wurde ausgeschöpft, die Rock-Elemente fügen sich wieder zumeist schlüssig in die Tracks und auch die Reime von Sen Dog und B Real gehen klar. Mit den Features von Pitbull und Marc Anthony hat man zudem etwas gewagt und genügend Gründe geliefert, weshalb jeder halbwegs Interessierte „Rise Up“ auf dem Schirm haben sollte.

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