Harris – „Der Mann Im Haus“ (Review)

Mann im Haus

Rap-Deutschland mangelt es, glaubt man der Stimme der Allgemeinheit, an so manchem und alleine die Frage darüber, was genau denn alles fehle, füllt bereits seitenweise Foren. Was sich mit Sicherheit sagen lässt; an Rappern mangelt es wirklich nicht, diese gibt es wie Sand am Meer. Alleine die Hauptstadt bietet einen fast schon unüberschaubares Angebot an Rappern – da aus der Menge herauszustechen. Harris ist dies einst mit augenscheinlich spielender Leichtigkeit gelungen und gehört seither zum Stammpersonal deutschen Sprechgesangs. 2010, gut sieben Jahre nach seinem Debüt „Dirty Harry“, legt einer deiner Lieblingsrapper mit „Der Mann Im Haus“ dreizehn neue Stücke über Murderbass ab und erweitert somit seine Diskographie auf zwei Soloalben aus.

Wer dabei einen albernen und dumm daher redenden Wirrkopf erwartet, der ordentlich die Lachmuskeln beansprucht, dabei aber inhaltlich eher einfachere Wege geht, wird überrascht sein, was der Rapper/DJ/Schauspieler/Familienoberhaupt auf „Der Mann Im Haus“ anstellt. So ist der Beginn mit „Auf Keinen“ zwar noch durchaus simpel gestrickt, wenngleich dieser bereits einiges in Bewegung bringt, doch schon die folgenden Stücke bewegen sich in eine musikalisch weitaus anspruchsvollere Seite. „Dein Mann Sein“ mit einer astreinen Hook von J-Luv und „Für Die Familie“ mit Muhabbet verdeutlichen klar den Kern des Albums: thematisch ernster, ohne verkrampft zu wirken.

Ein Konzept, das im bereits im Vorfeld immer wieder diskutierten Track „Nur Ein Augenblick“ gipfelt, dem lyrischen Meisterstück des Albums. Auf diesem ruft Harris zu mehr Integrationswillen auf und bekommt dabei, wie fast immer, das passgenaue Instrumental von KD-Supier (bestens bekannt durch seine Arbeiten mit Megaloh) geschneidert, der mit einer Ausnahme das gesamte Album produziert hat und nicht selten genau ins Schwarze trifft. Große Rap-Kunst, die sich abwechselt mit Harris‘ klassischeren Tracks wie „Urinstinkt“ oder „Trinke Nie Wieder“, letzteres inklusive Konsum-Tipps vom Fachmann. Addiert man dazu noch das großartige Feature von Harris‘ Ehefrau Bintia auf „Freunde“ und den Auftritt vom zweiten Lieblingsraper sido auf „Stell Dir Eine Welt Vor…“, mit welchem die Horrorvorstellung schlechthin umschrieben wird, ergibt das in der Summe eine überaus gelungenes, überraschend reifes Album.
„Der Mann Im Haus“ ist, obwohl man von Harris in der Regel gute Unterhaltung erwarten darf, eine der Überraschungen der jüngeren Zeit. Prägnanter Flow samt charismatischer Stimme plus Qualitätsinstrumentale. Inhalte aus dem alltäglichen Leben plus (von Gästen) gesungene Hooks und dazwischen der gewohnte Wahnsinn des GBZ-Oholikas. Ein geglückter Mix aus neuen und alten Zutaten, den zu mehreren Hördurchgängen geradezu einlädt und Harris‘ Status im Spiel weiter ausbaut. Ein klares ’sehr gut‘ und eine Empfehlung wert – Reinhören lohnt.

mannimhausreview

Harris – „Der Mann Im Haus“ (Review)

Schreibe einen Kommentar

Nach oben scrollen