Bizzy Montana – Gift (Review)

Bizzy Montana und Burak von Hiphopholic

Während seiner Zeit bei ersguterjunge stets mehr der Mann im Hintergrund, war Bizzy Montana seit jeher eine, wenn nicht gar die talentierteste Persona im Hause EGJ. Das zeigte der aus Müllheim bei Freiburg kommende Rapper/Produzent nicht nur auf den drei Labelsamplern, sondern auch in der Zusammenarbeit mit Chakuza („Blackout“) und durch seine dreiteilige „Mucke aus der Unterschicht“-Reihe, die ihm einen treuen Hörerkreis bescherten, welche zuletzt vor gut einem Jahr in den Genuss einer Veröffentlichung gekommen war, ein Mixtape namens „Ein Hauch von Gift“. Nun steht das erste waschechte Album an, welches auf den Namen „Gift“ hört, fünfzehn Stücke umfasst, auf Gastfeatures größtenteils verzichtet und ohne die Marke ersguterjunge auskommt. Fragt sich nur, wie gut ihm dieser wichtige Schritt in seiner musikalischen Karriere geglückt ist.

Fakt ist jedenfalls, dass Bizzy nie einer derer war, die man auf ein bestimmtes Metier reduzieren konnte. Knallt er in der ersten Minute noch auf kraftvollen Synthie-Beats allerlei lockere Sprüche und Punchlines heraus, kann er nur wenig später auf klassischen Piano-Instrumentals den Geschichtenerzähler geben, der über den Ernst des Lebens spricht, ohne dabei in Heulsuselei zu verfallen. Fakt ist, nachdem man „Gift“ gehört hat, auch, dass sich an dieser Tatsache bis heute nichts geändert hat und er noch immer etwas Unberechenbares an sich hat, das ihn auszeichnet und für das ihn das Groß seiner Hörer schätzt und liebt. Es scheint gar, als fiele es ihm mit der Zeit immer leichter, zwischen den Welten zu pendeln und je nach Situation mal Backpfeifen und mal Aussagen zu verteilen.

Exemplarisch für die geradlinige, härtere Gangart seien hier „Bozz im Bizz“ und „Die perfekte Welle“ genannt. Auf ersterem Track begeistert er mit einem drückenden Synthie-Brett, das auch Azad gut stehen würde, welches Bizzy gekonnt nutzt für eine beachtliche Flow-Abfahrt. „Die perfekte Welle“ kommt mit einem nicht minder bösen Instrumental daher und auch hier bekommt man die Reime geradezu um die Ohren gehauen, während es kracht und pocht. Handwerklich gibt es hier nichts zu meckern und wer Inhalt sucht, wird diesen zu genüge in anderen Stücken des Albums finden, die sich überwiegend mit alltäglichen Themen beschäftigen, mit denen sich jeder identifizieren kann.

„Stress“ handelt so, der Titel verrät es bereits, von den Beschwerlichkeiten des Alltags, die jeder schon einmal kennen gelernt haben dürfte. „Was du willst“ ist ein Motivationsspender, in dem Herr Montana dazu aufruft, die Ketten zu brechen und einfach mal zu tun, was man tun möchte. „Engel“ ist entgegen erster Vermutung keine Liebesschnülze, sondern eine Hommage an die verstorbenen Helden und „Fliegen Lernen“ äußert Kritik am Status Quo, wirkt in der Hook jedoch etwas unglücklich. Besser macht es da „100.000 Kilometer“ mit Jonesmann, der seine Qualitäte als Sänger wieder einmal für einen Refrain zur Schau stellt und den sehr bildlich textenden Bizzy wohlwollend unterstützt.

„Gift“ ist ein rundes Album geworden, welches in angenehmen Sphären existiert. Textlich wurde die goldene Mitte aus Inhalt und Egospiel getroffen und beattechnisch aus Piano-Beats und Synthie-Sounds ein abwechslungsreicher Klangteppich erschaffen, der stellenweise gar an alte EGJ-Tage erinnert. Stärken werden hervorgehoben, Schwächen werden – sofern überhaupt vorhanden – gekonnt überspielt und die dargebotene Qualität rangiert über die gesamte Spielzeit hinweg auf einem überdurchschnittlichen Niveau. „Gift“ kann sich durchaus sehen und hören lassen und macht Lust auf weitere Veröffentlichung aus dem persönlichen Giftschrank des Bizzy Montana.

Wir können euch Bizzys neueste Platte wirklich nur empfehlen und wer diese zu seiner Plattensammlung hinzufügen möchte, der kann sie gerne auf Amazon abgreifen

Bizzy Montana – Gift (Review)

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