Brotha Lynch Hung – „Coathanga Strangla“ (Review)

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Um Brotha Lynch Hung zu verstehen, bedarf es mehr, als bloßen Sachverstand, denn was der gute Mann seit Beginn seiner Karriere abliefert, ist alles andere als banal. Zur Speerspitze des amerikanischen Horrorcore gehörend, sorgt dieser seit jeher mit seinen Texten für Aufregung. Denn statt bloßer verbaler Schilderung von Gewalt, geht dieser noch einen Schritt weiter und nimmt sich (Selbst-)Mord und Kannibalismus an, um daraus akustische Horrorabfahrten zu gestalten. Einen sehr guten Eindruck dessen konnte man sich letztes Jahr verschaffen, als mit „Dinner And A Movie“ der erste Teil einer geplanten Trilogy über Tech N9nes Strange Music Label auf den Markt kam. Nun folgt mit „Coathanga Strangla“ die Fortsetzung.

Wie schon beim ersten Teil, erinnern die 21 Anspielpunke in ihrer Gesamtheit an ein makaberes Hörbuch, ein in Tonspuren festgehaltener Film, der in den Gedanken des Hörers seine Leinwand findet. Das war und ist das Konzept der Triology und funktionierte schon bei „Dinner And A Movie“ äußerst gut und schaffte jede Menge düstere Momente, die dem Hörer einiges abverlangten. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass man sich des Öfteren vor Augen halten muss, es hier lediglich mit der künstlerischen Freiheit eines sehr eigenen Charakters zu tun zu haben, der abseits des Studios Vater mehrerer Kinder ist und dessen langjährige Freundin Lauren Brinson gar als Feature in Erscheinung tritt.

Als Künstlerperson hingegen wirkt der Vergleich zu Hannibal Lecter passend. Auf der einen Seite wirkt er bedrohlich, etwa auf „Red Dead Bodies“ oder „Friday Night“, wenn er sich wieder einmal dem Kannibalismus hingibt. Auf der anderen Seite kann man ihm eine außerordentliche Kompetenz zur Sache nicht abstreiten. So belässt es Brotha Lynch Hung nicht bei extremen Inhalten, sondern überzeugt auch auf technischer Ebene. Schnelle, perfekt sitzende Reimstafetten passen dabei ebenso ins Bild, wie ins Detail verliebte, bildliche Sprache, die es Kevin Mann, so Hungs bürgerlicher Name, erlaubt, gekonnt Storylines ins Mikrofon zu spucken.
„Mannibalector“ ist so eine unglaublich gute Vorstellung von Hung als Rapper, bei der er sein ganzes Können einsetzt, um den unheilvoll bis bedrohlich inszenierten Beat auszufüllen und setzt dabei ein dickes Ausrufezeichen. Nicht weniger gewollt dramatisch dann „Look It’s A Dead Body“ oder auch „Sooner Or Later“, Stücke, die so auch auf dem Soundtrack eines Splatterfilms funktionieren würden. Dazu gibt es einige Features, hervorzuheben sind jedoch vor allem die Auftritte von Labelboss Tech N9ne, mit dem auf „I C U“ bzw. „Takin‘ Online Orders“ bestes Geschichtenerzählen betrieben wird.

Ebenfalls sehr positiv auffällig wird „I Don’t Think Momma Ever Loved Me“, der sich in Puncto Extreme etwas zurückhält und mehr in die Psyche des Killers blicken lässt, wodurch man nur noch mehr das Gefühl bekommt, Teil eines brutal inszenierten Horrorfilmes zu sein. Für das Album ist dies selbstverständlich genau richtig und legt so hinsichtlich der konzeptuellen Umsetzung noch eine Schippe drauf. Lediglich die Frage nach den klaren Höhepunkten, lässt sich aufgrund des inhaltlich aufeinander aufbauenden Stücke nur allzu schwer beantworten. Ein Umstand, über den man sicherlich hinwegsehen kann und will.

„Coathanga Strangla“ ist ein rundum gelungenes Werk, welches aus der Feder eines gekonnt auftrumpfend agierenden Brotha Lynch Hung stammt, dem die Zusammenarbeit mit Tech N9ne auf dessen Label spürbar gut tut. So dass man im Grunde genommen keine großartigen Schwachstellen aufzählen kann, allenfalls die äußerste Härte des Albums, die nicht jedem bekommen wird. Wem das nicht zu viel ist, der wartet bereits nach dem ersten Durchgang gespannt auf den hoffentlich genau so gelungen inszenierten Abschluss der Trilogy. Um den Pressetext frei zu übersetzen: Ein Album, dass dir die Luft nimmt und dich um Gnade winseln lässt. Packend.

Brotha Lynch Hung – „Coathanga Strangla“ (Review)

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